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Karin Trenkel in Mitteldeutsche Zeitung

Karin Trenkel in Mitteldeutsche Zeitung
VON CORINNA NITZ, 03.07.12, 19:43h, aktualisiert 03.07.12, 20:32h

Karin Trenkel hat ein ganzes Zimmer in eine Winterlandschaft mit Kühen verwandelt - aus Papier! (FOTO: ACHIM KUHN)
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ORANIENBAUM/MZ. Im Schatten der großen Sommerausstellung "Dutch Design" in Oranienbaums Schloss ist in den vergangenen Monaten ein anderes Gesamtkunstwerk entstanden. Dort hat die Stiftung Orangemann nicht nur das Ampelhaus vor weiterem Verfall bewahrt, sondern eine sehenswerte Ausstellung auf den Weg gebracht. Unter dem Titel "Use ist again" zeigen seit Samstag fast 40 Künstler und Designer aus den Niederlanden sowie einige aus Deutschland, dass alltägliche Gegenstände, gebrauchte zumal, durch künstlerische Interventionen einen ganz neuen Sinn (und manchmal auch Wert) bekommen können.

Auf die Spitze getrieben

Nicht alle treiben dabei die Idee, altes, überflüssig Gewordenes noch einmal zu verwenden, dermaßen auf die Spitze wie Joost Gehem oder Thomas L'anson: Gehem etwa kauft nach Auskunft von Nina Dorigo, die sich als kenntnisreiche Begleiterin durch die Schau empfiehlt, ganze Nachlässe auf. Möbel, Porzellan, Textiles, was immer sich in einem Haushalt ansammelt, jagt er durch einen kraftstrotzenden Schredder und presst die Masse beispielsweise zu neuen Sitzgelegenheiten. Mitunter werde Gehem auch von Erben beauftragt, die auf diese Weise einzigartige Erinnerungsstücke bekommen. Und L'anson? Er pusselt Airbags aus Autowracks und macht aus ihnen großformatige Wandbilder. Ein wenig beklemmend an diesen kunstvollen Patchwork-Arbeiten ist freilich der Gedanke, dass die Airbags fast alle mal zum Einsatz kamen.

Erstaunliche Verwandlung

Dass selbst Abfall eine Ästhetik bekommt, wenn er zu fast schon malerischen Collagen verarbeitet wird, zeigt Maurice Thomassen. Ein paar Zimmer weiter sorgt Karin Trenkel für ganz großes Kino: Sie hat nicht nur einen Raum vollständig mit Papierschnipseln ausgekleidet, sondern aus Papier auch Kühe in ihre "Winterlandschaft" genannte Arbeit gesetzt. So geht das weiter, vom ersten Obergeschoss bis in den Keller, vom Shop bis in den Garten, wo Niek Wagemans von der Stiftung Orangemann eine Freiluft-Bar aus alten Fenstern gezimmert hat. Etliche davon wurden den Niederländern von Bewohnern der Stadt gebracht und noch manch anderer Gegenstand. Nicht aus Oranienbaum, sondern aus einer Auktion stammen Möbel von Königin Juliana. Rolf.fr, der auch im Schloss vertreten ist, hat sie zerlegt und transformiert. Weniger eine Transformation, vielmehr eine erstaunliche Metamorphose macht dank des Einsatzes von Wagemans und Co. das Ampelhaus durch. Über zehn Jahre war es ungenutzt. "Wir verwenden es wieder", sagt Nina Dorigo. Alles zusammen - das Haus, die Vielfalt der Exponate, die Philosophie hinter dem Ausstellungsthema - kann man durchaus als ein Gesamtkunstwerk bezeichnen und bis zum 26. August erkunden.

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